Da Corporate Governance die Rechte und Pflichten der zentralen Entscheidungsträger in einem Unternehmen definiert, ist sie die Grundlage für den Geschäftserfolg und sollte daher zu den wichtigsten Kriterien für Anleger gehören. Wesentliche Regulierungsbestrebungen zur branchenübergreifenden Festlegung solider Corporate-Governance-Grundsätze wurden 2015 von der OECD international vorangetrieben. Im Finanzsektor gab der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht Leitlinien zur Corporate Governance heraus, die als wichtiger Faktor für die Sicherheit und Solidität des globalen Bankensystems gelten. In diesem Zusammenhang bestätigt der Präsident des Verwaltungsrates der Credit Suisse Group, Urs Rohner, dass «eine starke Corporate Governance in jeder Branche – und insbesondere für Banken – unerlässlich» sei.
Entwicklung von Anlagestrategien auf der Basis einer guten Corporate Governance
Branchenübergreifend ist Corporate Governance unter bestimmten Bedingungen besonders wichtig. Michael O’Sullivan, Chief Investment Officer der Division International Wealth Management der Credit Suisse, sagt: «Bei rückläufigem Gewinnwachstum, höheren Kredit-Spreads und steigenden Zinsen wird Corporate Governance ein noch wichtigerer Faktor für Anleger.» Dies sind Phasen, in denen herkömmliche Methoden zur Vorhersage des Geschäftserfolgs oft an ihre Grenzen stossen.
In bestimmten Branchen können Anleger mit einem Fokus auf Corporate Governance eine überdurchschnittliche Wertentwicklung erzielen. Zu diesen Branchen gehören namentlich Telekommunikation und Finanzdienstleistungen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass sich diese Branchen in zwei wichtigen Punkten von anderen unterscheiden. Zum einen kennen sie die möglichen Risiken einer schlechten Corporate Governance und steuern diese Risiken aktiv. Zum anderen kann eine schlechte Corporate Governance in diesen beiden Branchen erhebliche Konsequenzen für Finanzlage, Geschäft und Reputation haben. Andere Branchen wie der Gesundheitssektor räumen einer guten Unternehmensführung zwar ebenfalls einen hohen Stellenwert ein, erzielen deswegen aber nicht zwingend eine überdurchschnittliche Kursentwicklung. Darüber hinaus kann es sich auszahlen, die wichtigsten Governance-Faktoren wie das Rechnungswesen oder die Anreizstrukturen für das Management zu identifizieren, besonders wenn Anleger sich auf Unternehmen konzentrieren, die im jeweiligen Bereich viel verändern.
Zum Abschluss verlagert der Bericht den Blickwinkel weg von Anlegern, Aufsichtsbehörden und Management hin auf die Lieferkette. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass Unternehmen mit vorbildlicher Corporate Governance meist auch bei Geschäftspartnern wie Lieferanten und Kunden hohe Massstäbe ansetzen und somit als Multiplikatoren der Best Practice wirken können.
Die HOLT Governance Scorecard
Um Anleger darin zu unterstützen, die Corporate Governance bei Anlageentscheiden gezielter zu nutzen, hat das Credit Suisse Research Institute eine Governance Scorecard entwickelt, die auf dem firmeneigenen HOLT-Ansatz basiert. Die Scorecard bewertet und vergleicht 20’000 US- amerikanische und europäische Unternehmen nach 13 Corporate Governance- relevanten Kriterien wie der Transparenz der Vergütungen im Unternehmen und dem Verhältnis zwischen kurz- und langfristiger Erfolgsmessung.
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