Die Binnenwirtschaft verliert – auch wegen den bestehenden Unsicherheiten bezüglich dem Verhältnis zur EU – leicht an Schwung, während sich die Exportwirtschaft erholt. Eine Nebenwirkung des Wachstums in der Schweiz ist die Überlastung der Verkehrsinfrastruktur zu Pendlerzeiten. Der Credit Suisse «Pendlerstau-Index» zeigt, wo der Stau auf den Strassen Überhand nimmt.
Die Autoren präsentieren mit «Road Pricing» zudem einen ökonomischen Lösungsansatz. Weder die solide Wirtschaftslage, noch die aufgeblähte Geldmenge haben sich in Inflation niedergeschlagen. Im Gegenteil: die Ökonomen der Credit Suisse gehen neu davon aus, dass das Preisniveau hierzulande auch 2014 sinken wird (neue Prognose -0,1% / bisher 0,2%). Sie erachten auch in anderen Industrieländern die Inflationsgefahr als gering.
Der «Super-Zyklus», bestehend aus Wechselwirkungen und Rückkoppelungseffekten zwischen Zuwanderung, Immobilienboom und tiefen Zinsen, dürfte der Schweiz 2014 abermals ein solides Wirtschaftswachstum bescheren. Gleichzeitig hat die Exportwirtschaft dank der Erholung in den Industrieländern die Talsohle verlassen und baut sogar wieder Stellen auf. Das positive Bild erhielt jedoch durch die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative auf mittlere Sicht beträchtliche Kratzer.
Zwar dürften die Auswirkungen auf das Wachstum 2014 eher gering sein, weshalb die Ökonomen der Credit Suisse ihre Wachstumsprognose für das Bruttoinlandprodukt unverändert bei 2,0% belassen. Doch könnte das mittel- und langfristige Wachstumspotenzial ernsthaft beeinträchtigt worden sein, wie Berechnungen im Monitor Schweiz zeigen. Für 2015 gehen die Ökonomen der Credit Suisse von einer Verlangsamung des Wachstums auf 1,8% aus.
Verkehrsinfrastruktur stösst zweitweise an Grenzen Die Belastungsgrenze der Infrastruktur scheint vielerorts erreicht zu sein. Die Staustunden auf den Nationalstrassen haben sich zwischen 2008 und 2012 verdoppelt. Mittels Daten der Volkszählung und Informationen zum Verkehrsfluss haben die Ökonomen der Credit Suisse einen «Pendlerstau-Index» für sämtliche Agglomerationen der Schweiz berechnet. Wenig überraschend ist, dass Pendler in der Agglomeration Zürich am meisten vom Stau betroffen sind. Um nur 4% kürzer als in Zürich ist der verkehrsbedingte Zeitverlust in der Agglomeration Genf.
Lausanne ist mit 79% der Belastung Zürichs die Stadt mit dem drittmeisten Stauzeiten. Der Stau wird in der Schweiz vor allem als physisches Phänomen wahrgenommen. Entsprechend technisch sind die bisherigen Lösungsansätze; mehr Strassenbau, Ausbau des öffentlichen Verkehrs usw. Zudem hoffen wohl manche Befürworter der Masseneinwanderungsinitiative, dank dieser den Stau in den Griff zu bekommen. Stau ist jedoch vielmehr ein ökonomisches Problem: Die Nachfrage nach Mobilität steigt rascher als das Angebot ausgedehnt wird. Das effizienteste Mittel, um Nachfrage und Angebot in Einklang zu bringen, scheint die Einführung eines flexiblen «Road Pricing»-Systems, wie es bereits mit Erfolg in mehreren Städten der Welt angewandt wird. Gegenüber dem Ausbau der Infrastruktur wird mit diesem Ansatz die Mobilitätsbereitschaft nicht erhöht, Staustunden werden aber gleichwohl reduziert. Die Ökonomen der Credit Suisse erachten Road Pricing für die Städte wie Zürich und Genf als einen sinnvollen Lösungsansatz.
Was Inflation treibt und was sie hemmt In einer Sondereinlage zum Thema «Inflation» kommen die Ökonomen der Credit Suisse zum Schluss, dass das Teuerungsklima in den Industrieländern noch länger mild bleiben wird. Die Chancen stehen daher gut, dass den Notenbanken die Normalisierung der Geldpolitik gelingen wird. Die Wachstumsverlangsamung in den Schwellenländern senkt zudem das Risiko von Rohstoffpreis-Schocks. Strukturelle Gründe, wie die demografische Entwicklung oder die fortschreitende Globalisierung dämpfen die Inflationswahrscheinlichkeit zusätzlich.
Simulationen für die Eurozone zeigen, dass selbst bei einer raschen Erholung die Inflation noch mehrere Jahre unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank von 2% verharren könnte. Wachstumsenttäuschungen würden demnach die Anfälligkeit für deflationäre Schocks stark erhöhen – ein verbreitetes Abgleiten in die Deflation scheint derzeit jedoch unwahrscheinlich. Für die Schweiz erwarten die Ökonomen ebenfalls einen weiterhin sehr flachen Inflationsverlauf. Hauptgrund für die anhaltend tiefe Inflation ist die De-facto-Bindung des Schweizerfrankens an den Euro und damit der «Import» der tiefen Inflation der Eurozone. Die Credit Suisse prognostiziert für 2014 einen Rückgang des Schweizer Preisniveaus um 0,1% und für 2015 einen schwachen Anstieg um 0,5%.
Unterschiedliche Facetten der Schweizer Wirtschaft in einer Publikation Die aktuelle Ausgabe des Monitor Schweiz zeigt zudem am Beispiel von Abfallgebühren, dass sich aufgrund des Standortwettbewerbs nicht nur die Steuersätze zwischen den Kantonen unterscheiden, sondern auch die Gebührenpraxis. Auch beinhaltet die Publikation eine Analyse der Schweizer Hotellerie, die zum Schluss kommt, dass es trotz starkem Franken nicht zum befürchteten Preiszerfall in der Branche gekommen ist.
Weiter enthält der Monitor Schweiz eine Analyse darüber, was die übermässigen Kapitalzuflüsse in die Schweiz – welche zur Erstarkung des Frankens geführt haben – antreibt, Kurzanalysen zum Immobilienmarkt und der Branchenkonjunktur sowie einen Kommentar zur Beschäftigungswirksamkeit der Lohnzurückhaltung hierzulande runden den Monitor Schweiz ab. Der Monitor Schweiz wird quartalsweise publiziert, die nächste Ausgabe erscheint am 10. Juni 2014.
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