Eurokrise, Frankenstärke und eine abgeschwächte globale Konjunktur stellten 2012 vor allem die Exporteure vor grosse Herausforderungen. Am meisten litten strukturschwache Branchen wie die Metall-, Textil- und Druckindustrie sowie das Gastgewerbe. Demgegenüber standen Branchen wie die Pharma- und Uhrenindustrie, welche im globalen Wettbewerb hervorragend positioniert sind und so dem schwierigen Umfeld trotzten. Die Binnenwirtschaft entwickelte sich mehrheitlich robust, gestützt durch tiefe Zinsen, den stabilen Arbeitsmarkt und die anhaltende Zuwanderung. Dies dürfte sich auch 2013 fortsetzen, während gleichzeitig der Exportsektor wieder an Fahrt gewinnt und die Pharma- und Uhrenindustrie auf Wachstumskurs bleiben. Mittelfristig weisen vor allem gesundheitsnahe Branchen wie die Pharma und das Gesundheitswesen ein überdurchschnittliches Potential auf.
Exportsektor gewinnt 2013 an Fahrt
2013 wird in erster Linie die Exportindustrie an Dynamik gewinnen, welche vom erwarteten moderaten Anziehen der Weltkonjunktur profitieren wird. Der starke Franken wird zwar in den meisten Branchen spürbar bleiben. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte aber die Wechselkursuntergrenze weiterhin erfolgreich verteidigen, was in Kombination mit der im Ausland höheren Teuerung eine langsame, aber stetige reale Frankenabwertung – und somit eine graduelle Verbesserung der Wettbewerbsposition der Schweizer Exportunternehmen – bewirkt. Die Unterschiede zwischen den Branchen werden aber auch 2013 beträchtlich bleiben. Die Vorzeichen für die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie dürften erst im Verlauf des Jahres ins Positive drehen, gestützt durch die weltweit steigende Nachfrage nach Investitionsgütern. Die Pharmaindustrie dürfte Produktion und Umsätze dank wachsender Nachfrage ebenfalls steigern, auch wenn der Preisdruck hoch bleiben wird. Wir erwarten, dass die Uhrenindustrie auch 2013 auf dem Wachstumspfad bleibt, jedoch tiefere Wachstumsraten verzeichnet als in den letzten drei Jahren.
Grosse Unterschiede im Dienstleistungssektor
Das "Branchenhandbuch 2013" der Credit Suisse zeigt, dass 2013 für das mit strukturellen Problemen kämpfende Gastgewerbe kein leichtes Jahr werden dürfte. Dank der leicht besseren Entwicklung der Weltkonjunktur und der marginalen realen Frankenabwertung dürfte sich jedoch eine leichte Stabilisierung der Lage einstellen. Im Detailhandel erwarten wir eine Verlangsamung der Preiserosion. Unternehmens- und Rechtsberater sowie IT-Dienstleister dürften unter anderem von den laufenden Anpassungen des Finanzsektors an neue regulatorische Richtlinien profitieren.
Mittelfristige Aussichten: Gesundheitswesen profitiert vom demographischen Wandel
Die Entwicklung der einzelnen Branchen wird nicht nur von kurzfristigen konjunkturellen, sondern auch von strukturellen Faktoren beeinflusst, die vor allem in der mittleren und langen Frist wirken. In diesem Zusammenhang nimmt die Credit Suisse jährlich eine mittelfristige Chancen-Risiken-Bewertung der wichtigsten Schweizer Branchen vor.
Gemäss den diesjährigen Resultaten weisen gesundheitsnahe Branchen wie die pharmazeutische Industrie oder das Gesundheitswesen die besten mittelfristigen Perspektiven auf. Begründet wird diese positive Bewertung durch den stetigen Anstieg der Nachfrage nach Gesundheits- und Pflegeleistungen. Ein wichtiger Treiber dieser Nachfrage ist der demografische Wandel. Zahlreiche Dienstleister sowie die Uhrenindustrie erhalten ebenfalls eine überdurchschnittliche Chancen-Risiken-Bewertung.
Gastgewerbe und traditionelle Industrie weiter unter Druck
Fünf Branchen weisen hingegen eine unterdurchschnittliche Bewertung auf. Das Schweizer Gastgewerbe weist strukturelle Probleme auf der Angebotsseite auf und wird durch Überkapazitäten, einen hohen Wettbewerbsdruck und eine tiefe Profitabilität belastet. Traditionelle Industriezweige wie die Möbel-, die Metall- sowie die Textil- und Bekleidungsindustrie leiden bereits seit längerem unter dem harten globalen Konkurrenz- und Preisdruck. Für das Druck- und Verlagswesen sind insbesondere die fortschreitende Digitalisierung und der Trend zu Gratisinformationen grosse Gefahren.
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